Freitag, 8. November 2013, Spielbeginn 18:00, Rokycany

Nach einer langen Anfahrt von Kloten nach Rokycany . wo die Mannschaft auch untergebracht ist – kommt es zum ersten von insgesamt 3 Spielen zwischen dem Gastgeber Tschechien und der Schweizer Auswahl. Beim Warmup sind unsere Jungs hoch konzentriert bei der Sache. Man kann es förmlich spühren, jeder wünscht sich, dass es endlich losgeht, denn niemand weiss so richtig, wie stark der Gegner sein wird. Doch bevor sich diese Frage klärt, nehmen die beiden Länderauswahlen Aufstellung und lauschen den beiden Nationalhymnen. Die zahlreich anwesenden Zuschauer in der Eishalle applaudieren kräftig und freuen sich auf ein erstes Kräftemessen ihrer Teams.

Mit hohem Tempo und äusserts zielstrebig gehts ohne grosses Abtasten gleich zur Sache. Die Frage nach dem Kräfteverhältnis zwischen den beiden Teams ist rasch beantwortet. Die Tschechen sind läuferisch und technisch sehr stark und mit unglaublichen Zug zum Tor. Ihre Schüsse finden vorerst aber dank der Schweizer Abwehr und ihrem Torhüter Andrin Seifert ihren Weg noch nicht ins Tor. Man merkt, dass die Eisgenossen noch etwas mit ihrer Nervosität und dem horrenden Tempo der Tschechischen Angriffen zu kämpfen haben. Neben den technischen Finessen die sie mal ums mal zeigen spielen die Tschechen ein sehr körperbetontes Eishockey, keinesfalls übertrieben hart oder gar unfair, aber durchaus wirksam um die Aufbaubemühungen der Schweizer schon im Keim zu ersticken. Ein erstes Opfer des Tschechischen Fore- und Backcheckings wird leider schon im ersten Drittel Pascal Thomet, der wie sich nach einem unglücklichen Körperkontakt mit einem Tschechischen Stümer das Schlüsselbein bricht. Die Schweizer lassen sich aber keineswegs von der Tschechischen Überlegenheit beeindrucken oder gar den Schneid abkaufen. Mit vereinten Kräften verhindern sie bis zu Drittelshälfte alle Torbemühungen des Gegners und es braucht schon eine wunderbare Einzelaktionen eines Tschechen um die Gastgeber absolut dem Spielverlauf entsprechend 1:0 in Führung zu bringen. Kurz nach Ablauf der ersten kleinen Strafe gegen Tschechien kommen die Schweizer etwas überraschend zum Ausgleich. Doch die Gastgeber reagieren vehement auf den Gegentreffer, setzen die Schweizer Abwehr permanent unter Druck und provozieren die Schweizer somit zu Fehlern. Eben ein solcher im verunglückten Spielaufbau der Eisgenossen führt zur erneuten Führung der Tschechen. Nach jeweils 2 Überzahltore der Schweizer Mannschaft kurz nacheinander liegt die Schweizer Mannschaft etwas entgegen des Spielverlaufs und der Anzahl Chance plötzlich 2:3 in Führung, wobei der gegnerische Torhüter unsere Bemühungen unterstützten zur Seite steht. Eine Schweizer Unterzahl Situation nutzen die Tschechen mit einem sauber aufgezogenen und mustergültig abgeschlossenen Powerplay zum 3:3 Ausgleich welches bis zum Ende des 1. Drittels bestand hat.

Die Geschickte des 2. Drittels ist schnell erzählt. Es ist eine Tschechische Demonstration ihres Könnens und somit ein Spiel auf ein Tor. Angriffswelle folgt auf Angriffswelle und nur dank einer aufopfernd kämpfenden Schweizer Mannschaft und dem sicheren Rückhalt und mehreren grossen Paraden des Torhüters können die Tschechen aus ihrer klaren Überlegenheit lediglich ein Tor aus einem Getümmel heraus realisieren. Der gegnerische Trainer dürfte sicherlich die mangelnde Chancenauswertung in der 2. Drittelspause thematisiert haben.  Wir verlieren leider verletzungsbedingt einen weiteren Spieler mit verdacht auf eine Gehirnerschütterung. Der Kampf auf hohem Niveau fordert seine Opfer in einer stehts intensiven, fairen und von den Unparteiischen souverän geleiteten Partie.

Die Gastgeber gehen mit einer 4:3 Führung in das letzte Drittel. Zuerst nimmt das Geschehen seine  bekannten Lauf, die Tschechen powern und die Schweizer halten dagegen. Unvermittelt legen die Schweizer plötzlich eine Schippe drauf und halten die Tschechen zum ersten mal in dieser Partie in deren eigenem Drittel beschäftigt. Zwei wunderschöne und kaltblütig abgeschlossene Schweizer Angriffe führen zur 4:5 der Eisgenossen und stellen den Spielverlauf etwas auf den Kopf, ist aber keinesfalls unverdient und stark herausgespielt. Nun beginnt eine eigentliche Abwehrschlacht für die Schweizer Nationalmannschaft. Ein halbes Drittel lang rennen die Tschechen wie von Sinnen an, doch das Schweizer Bollwerk hält stand. Wie üblich bei einem solchen Spielstand nimmt der Tschechische Trainer kurz vor Schluss seinen Torhüter zu Gunsten eines 6. Feldspielers raus und 11.4 Sekunden vor der Schlusssirene glückt den Tschechen tatsächlich noch der Ausgleich. Definitiv kein Spiel für schwache Nerven!

Es kommt somit zu einer 5 minütigen Verlängerung in deren Verlauf beide Teams noch zu Chancen kommen, jedoch die Tschechen mit einem glücklicheren Ende für sich entscheiden können.

6:5 nach Overtime (3:3, 1:0; 1:2, 1:0) geht somit das erste Kräftemessen in einer attraktiven und äusserst unterhaltsamen Partie nicht unverdient an den Gastgeber. Die Schweizer werden sicherlich dem greifbaren Überraschungs Coup nachtrauern, brauchen sich aber nicht zu Grämen. Sie haben ihren Teil zu einem wunderbaren Eishockey Abend beigetragen und eine hervorragende mannschaftliche Geschlossenheit gezeigt. In diesem Team stimmt es definitiv und das knappe Resultat sollte den Eisgenossen Selbstvertrauen und die Erkenntnis geben, dass sie sich einem sehr starken Gegner erst ganz zum Schluss geschlagen geben mussten und sich schon am Samstag die nächste Chance bietet sich in einem neuen Spiel gegen den selben Gegner zu Beweisen.

Mit sportlichen Grüssen aus Rokycany, Tschechische Republik

Jo