Samstag, 7. November 2015, Patinoire du Verney in Monthey, Spielbeginn 19:30

Die International Chablais Hockey Trophy ist ein 5-Nationen Turnier der Stufe U18 mit Teilnehmern aus Schweden, Finnland, Tschechische Republik, den USA und dem Gastgeber Schweiz. Die Organisatoren haben sich richtig Mühe gegeben. Rund um die Eishalle gibt es feines Essen in Trinken welches in schönen Walliser Chalets zubereitet und verkauft wird. Eine grosse “Guggen-Musig” sorgt für beste Unterhaltung  und es hat richtig viele Zuschauer rund um das Stadion und obwohl wir eineinhalb Stunden vor Spielbeginn ankommen, ergattern wir grad noch einen der letzten freien Parkplätze. Drinnen ist das Stadion sehr gut gefüllt. Der Speaker macht seinen Job hervorragend und heizt die Stimmung zusammen mit seinem  Maskottchen in der Form eines Bernhardiners an, eine tolle Atmosphäre für die Jungen Spieler. Für die National-Hymne bekommt jeder Schweizer Spieler einen noch jüngeres Nachwuchskind zur Hand und die ganze Halle sing mit Inbrunst den Schweizer Psalm. Gänsehaut!

Das Spiel beginnt und die Fans feuern die Schweizer Auswahl mit Trompeten und Gesängen an. Aber zuerst einmal spielt nur einen Mannschaft nämlich die Tschechische. Sie beschäftigen die Eidgenossen in deren Verteidigungszone und diese können sich bald nur noch mit unerlaubten Mittel zur Wehr setzen. Die Schweizer überstehen die kleinen Strafe unbeschadet und Andrin kann sich mit guten Saves auszeichnen. Offensive sieht man vom Heimteam in den ersten Minuten gar nichts. Bis kurz vor Drittelshälfte ein Schuss aus an und für sich ungefährlicher Position seinen Weg ins gegnerische Tor findet. 1:0 Schweiz, eher überraschend und entgegen dem Spielverlauf, aber was solls. Den Tschechen gefällt das natürlich gar nicht und sie drängen vehement auf den Ausgleich. Doch wiederum gelingt dem Schweizer Team ein Treffer und sie können ihre Führung gar ausbauen. Kurz vor Drittelsende  kommen die Tschechen nochmals gefährlich vors Schweizer Tor. Andrin kann den harten Schuss zuerst abwehren, wird dann aber von 2 Tschechen sehr hart, aber etwas ausserhalb seines Torraums, angegangen. Im darauf folgenden Gedränge können zwei Schweizer Spieler den Puck nicht aus der Gefahrenzone spedieren und so kommen die Tschechen wohl völlig verdient aber aus einer eher fragwürdigen Szene zum Anschlusstreffer.

War im ersten Drittel das Tempo und die Chancen sehr einseitig auf der Tschechischen Seite zu finden (Schussverhältnis 7:13) so ist das 2. Drittel zuerst sehr ausgeglichen und es wird nun auch von Schweizer Seite mehr Effort in den Angriff gelegt. Als Konsequenz müssen die Tschechen ihrerseits die erste 2-Minuten Strafe akzeptieren. Doch das Schweizer Überzahlspiel ist sehr Bescheiden. Die Tschechen können sich mal ums mal mit Befreiungsschlägen wehren, setzen diesen aber immer konsequent nach und betreiben auch ein Forechecking in Unterzahl. Eine solche Situation in der eigenen Schweizer Verteidigungszone führt zu einem unglaublichen Scheibenverlust der Schweizer, der Tschechische Spieler nimmt das Geschenk dankend an und netzt den Shorthander ein. Die Eidgenossen lassen sich von diesem Lapsus nicht beirren und spielen weiter engagiert aufs gegnerische Tor und kommen gar zu einer doppelten Überzahl Situation, die sie aber nicht zu nutzen wissen. Nachdem die Tschechen nur noch in einfacher Unterzahl spielen müssen vertändelt wiederum ein Schweizer Verteidiger an der Blauen Linie den Puck, dieser wird von einem Tschechen dankbar übernommen aber Andrin wehrt mit einer mirakulösen Fanghand diese 1:1 Situation zur Freude der Mannschaft aber auch dem begeisterten Publikum ab. Nun bekommt ein Schweizer Spieler eine völlig gerechtfertigte 2 plus 10 Minuten Strafe für einen Check gegen den Kopf. Wie man Powerplay spielt führen nun die Tschechen eindrücklich vor. Das taten sie zwar schon im ersten Drittel, aber nun kann auch Andrin das Führungstor der Gäste nach mehreren starken Paraden nicht mehr verhindern. Dieser Treffer zeigt nun bei den Schweizern zum ersten mal etwas Wirkung. Die Pässe werden ungenauer, die Puckannahme misslingt mal ums mal und die Defensive wirkt noch unorganisiert. Die Tschechen kommen nun auch aus dem Spiel heraus und im 5 gegen 5 zu Top Chancen und können mit einem platzierten Schuss ins weite Eck ihre Führung auf 2:4 ausbauen. Andrin muss immer wieder Kopf und Kragen bei den schnellen Vorstössen der Tschechen riskieren. Weit vor dem Tor fängt er die Scheibe mit dem Stock ab und verhindert ein weiteres Gegentor.

Im letzten Drittel wollen die Schweizer unter frenetischen Anfeuerungsrufen der unglaublichen Fans hier in Monthey noch was zeigen. Endlich können sie die Tschechen auch mal länger in deren Verteidigungszone einschnüren. Doch die Schüsse sind entweder zu unplatziert oder die Angreifer werden an die Bande gedrängt wo sie ungefährlich enden. Obwohl die Tschechen ihr viertes Spiel in vier Tagen spielen wirken sie viel frischer und entschlossener als ihre Schweizer Gegner. Auch ihre technischen und taktischen Fähigkeiten, vor allem auch das Positionsspiel, sind denjenigen der Schweizer weit überlegen. Als Anschauungsunterricht dient dabei das 5. Tschechische Tor; bei 5 gegen 5 verlieren die Schweizer im Angriff die Scheibe, sofort schalten die Tschechen von Verteidigung auf Angriff um, haben bereits in der neutralen Zone mit 3 Angreifern eine Überzahlsituation geschaffen, gehen mit direktem Zug aufs Schweizer Tor, spielen insgesamt 3 scharfe und genaue Pässe im Schweizer Drittel, ihr Flügel steht völlig ungedeckt am weiteren Pfosten und schliesst präzis ins Hocheck zum Tor ab, obwohl Andrin unglaublich schnell zum Pfosten verschoben hat. Weltklasse! Das Schlussresultat von 2:6 ging dann wieder aufs Konto von Pleiten, Pech und Pannen; desorganisierte Schweizer Verteidigung verliert im Spielaufbau im eigenen Drittel die Scheibe, der Sohn des Tschechischen Trainers Reichel schiesst direkt mit einem satten und platzierten Schuss ins Schweizer Tor. Unglaublich.

Dass die Tschechen ein starker und den Schweizer in vielen Belangen überlegener Gegner sein wird war von vornherein klar. Dass der spielerische Abstand aber so gross ist überrascht ein wenig. Insbesondere im defensiven Verhalten und bei den Special Teams ist noch viel Luft nach oben vorhanden, wenn man international ein Wort mitreden will.

Da haben die Organisatoren und das Publikum dafür einen Konterpunkt gesetzt. Tolle Fans, tolle Fanzone mit Speiss und Trank und eine fantastische “Guggen-Musig”. Das Raclette und der Weisswein nach dem Spiel mit ausgelassenen Wallisern rund herum war beeindrucken. Und so rückt auch das Resultat des Spiels schnell in den Hintergrund.

Mit sportlichen Grüssen aus dem Wallis

Jo